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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 23.04.2015:

Der Girls' Day lohnt sich!

Ein besonderer Schnuppertag für Mädchen
Das Bild zum Artikel
Bildrechte: Girls'Day - Mädchen-Zukunftstag

Jedes Jahr am vierten Donnerstag im April öffnen Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse. Am Girls' Day lernen die Mädchen dort Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind. Oder sie begegnen weiblichen Vorbildern in Führungspositionen aus Wirtschaft und Politik.


Der „Girls' Day – Mädchen-Zukunftstag“ ist das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen weltweit. Seit dem Start der Aktion im Jahr 2001 haben rund 1,5 Millionen Mädchen teilgenommen. Allein im Jahr 2014 erkundeten rund 103.000 von ihnen die vielen Angebote in Technik und Naturwissenschaften. Jedes Jahr beteiligen sich zahlreiche Unternehmen und Organisationen mit etwa 10.000 Veranstaltungen.

Der Mädchentag wurde ins Leben gerufen, weil mehr als die Hälfte der jungen Frauen in Deutschland trotz guter Schulbildung aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen im dualen System wählt – darunter ist kein einziger naturwissenschaftlich-technischer. Damit schöpfen junge Frauen ihre Berufsmöglichkeiten nicht voll aus. Andererseits fehlt den Betrieben gerade in technischen und techniknahen Bereichen qualifizierter Nachwuchs. Der Girls' Day ist deshalb für die Mädchen und für die Betriebe eine Riesenchance!

Ein spannender Tag für die Mädchen
Am Mädchen-Zukunftstag erleben die Teilnehmerinnen, wie abwechslungsreich und vielfältig die Arbeit in technischen Betrieben, universitären Chemielaboren und Industriekonzernen, bei der Feuerwehr oder bei Automobilherstellern ist. Sie sammeln erste praktische Erfahrungen, bekommen einen kleinen Einblick in die Abläufe, können mit weiblichen Vorbildern vor Ort sprechen, erhalten Antworten auf alle ihre Fragen und knüpfen sogar Kontakte zu potenziellen Ausbildungsplatzanbietern und Arbeitgebern. Die Erfahrungen und Ergebnisse der vergangenen Jahre zeigen, dass der Girls' Day viel dazu beigetragen hat, das Image von technischen Berufen bei den Teilnehmerinnen zu verbessern. Und auch die Betriebe und Unternehmen nutzen den Aktionstag zusehends, um die Schülerinnen für ihre Branche zu begeistern und als neue Fachkräfte zu gewinnen. Besonders effektiv ist die Berufsorientierung dann, wenn Schulen, Betriebe und Eltern an einem Strang ziehen.

Förderung und Unterstützung

Der „Girls' Day – Mädchen-Zukunftstag“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Initiative D21, die Bundesagentur für Arbeit, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Bundeselternrat (BER) unterstützen das bundesweite Projekt. Die Lenkungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Aktionspartner und der Kultusministerkonferenz (KMK) sowie die Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister, -senatorinnen und -senatoren der Länder (GFMK) begleiten das Projekt inhaltlich und organisatorisch.

Auf Bundesebene wird der Mädchen-Zukunftstag vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. koordiniert. Es akquiriert neue Partnerinnen und Partner in Unternehmen, Organisationen und Verbänden, erstellt die Aktionsmaterialien zur Durchführung des Girls' Day und stellt die Homepage bereit. Dort werden Mädchen, Unternehmen, Organisationen, Lehrkräfte, Arbeitskreise und Eltern über den Aktionstag und das Thema Berufsorientierung informiert. Die Seite wird täglich aktualisiert und beinhaltet u.a. die Rubrik technische Berufe von A-Z und einen Radar, über den man Aktionen in Wohnortnähe finden kann. Darüber hinaus unterstützen rund 350 regionale Arbeitskreise den Girls' Day vor Ort.

Codename „Yvonne“

Schon viele junge Frauen haben eine Ausbildung oder einen Studiengang in ihrem Traumberuf gefunden, von dem sie ohne den Mädchen-Zukunftstag gar nicht gewusst hätten. Diese jungen Frauen findet man auf der Homepage unter dem Codenamen „Yvonne“: Yvonne aus Westernohe fand 2004 als erste Girls' Day-Teilnehmerin ihren Ausbildungsplatz zur Werkzeugmechanikerin über den Aktionstag.
Seitdem sind viele Mädchen dazu gekommen. Wie zum Beispiel Nina, sie lernt bei einer Hamburger Reederei den Beruf Schiffsmechanikerin. Im Aus- und Fortbildungszentrum in Rostock hat sie eine Metallgrundausbildung erhalten und den Basic-Safety-Kurs für Sicherheitstraining im Bereich der Seeschifffahrt absolviert. Als Schülerin hat sie insgesamt dreimal am Girls' Day teilgenommen, das dritte Mal bei der Hamburger Hafenbehörde. Dieser Schnuppertag und anschließende Schulpraktika haben sie zu ihrer Ausbildung geführt. Später möchte sie gerne noch studieren. Ihr Traum ist es, als Kapitänin zur See fahren.
Durch den Girls' Day entdeckte auch Stefanie ihr Interesse an der Technik. Sie verbrachte ihren Mädchen-Zukunftstag bei der Robert Bosch GmbH in Bamberg und machte anschließend dort ein Praktikum. Nach dem Schulabschluss bekam sie in dem Unternehmen einen Ausbildungsplatz zur Elektronikerin für Automatisierungstechnik. Heute ist sie dort als Serviceelektronikerin in der Düsenfertigung tätig. Ann-Kathrin Ostermeyer wiederum hat ihren Girls' Day bei der Vereinigten Kessel- und Apparatebau GmbH Hannover gemacht. Der Tag hat sie darin bestärkt, Umwelttechnik zu studieren. Jetzt plant sie ihren Master in Environmental Engineering in den USA.

„Die Einstellung der Lehrenden muss sich verändern“

Maria Rockstroh hat 2006 ihren Girls' Day bei Rolls-Royce erlebt. Der Betrieb sowie das praktische Arbeiten und Werken haben ihr so viel Spaß gemacht, dass sie sich nach der Schule bei dem Unternehmen in Oberursel beworben und dort eine Ausbildung zur Industriemechanikerin absolviert hat. Auf die Frage, was sich ihrer Meinung nach ändern muss, damit mehr junge Frauen technische Berufe ergreifen, sagt sie selbstbewusst: „In der Schule müsste sich die Einstellung der Lehrenden verändern. Das Gleiche gilt für Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten. Denn schon dort wird einem das typisch männliche und typisch weibliche Verhalten beigebracht.“
Und Ann-Kathrin Ostermeyer ergänzt: „Es sollte viel mehr Orientierungsangebote wie den Girls' Day in der Schule geben, die für alle verpflichtend sind. Ein zweites Schulpraktikum, das in der Oberstufe stattfindet, fände ich ebenfalls sinnvoll, denn für die meisten stellt sich die Berufswahlfrage erst dann. Zudem sollten Lehrerinnen und Lehrer mehr unterstützen und den Schülerinnen und Schülern ihre Stärken und Fähigkeiten aufzeigen. Denn wenn man denkt, dass man nicht gut genug in Mathe und Physik ist, wird man technische Berufe kaum wählen. Viele der Mädchen wünschen sich auch noch mehr solche Angebote wie den Girls' Day als Schülerpraktikum.“

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 23.04.2015
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