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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 13.03.2006:

"Für unser Land ist das eine große Chance..."

Annette Schavan über die strategische Ausrichtung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
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Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung

Bildung Plus: Frau Dr. Schavan, Sie waren zehn Jahre Kultusministerin in Baden-Württemberg. Welche Erfahrungen aus dieser Zeit sind für Ihre heutige Funktion besonders wichtig?

Schavan: Ich habe gelernt, wie in den Ländern die Schulpolitik funktioniert. Diese Erfahrung ist für mich jetzt sehr wertvoll, auch im Hinblick auf die Vereinbarung von gemeinsamen strategischen Zielen in der Bildungs- und Forschungspolitik.

Bildung Plus: Sie haben gemeinsam mit Ihren Länderkollegen einen "Hochschulpakt 2020" angekündigt. Worin bestehen für Sie die wichtigsten Ziele eines solchen Bund-Länder-Hochschulpaketes und wie verhält sich der Hochschulpakt zur Exzellenzinitiative?

Schavan: Die Zahl der Studenten wird in den kommenden Jahren deutlich ansteigen. Für unser Land ist das eine große Chance, denn Wirtschaft und Gesellschaft brauchen hervorragend ausgebildete junge Menschen. Wir möchten mit dem "Hochschulpakt 2020" Universitäten und Fachhochschulen dabei unterstützen, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird noch in diesem Jahr gemeinsam mit den Ländern eine Strategie entwickeln, wie wir den Pakt mit Leben füllen.
 
Mir ist besonders wichtig, dass wir mit dem Pakt ein positives Signal an die Hochschulen senden. Sie sollen wissen, dass wir sie bei der Bewältigung der vor ihnen liegenden Aufgaben unterstützen. Die Exzellenzinitiative zielt dagegen vor allem auf die Förderung herausragender Forschung ab. Sie ist eine gute Ergänzung zum Hochschulpakt.

Bildung Plus: Welche Möglichkeiten sehen Sie, den Studierenden, deren Zahl sich in den nächsten Jahren deutlich erhöhen wird, ein hochwertiges Studium zu ermöglichen?

Schavan: Das ist keine Frage der Möglichkeiten, sondern der Verantwortung. Wir sind alle gut beraten, wenn wir unseren jungen Menschen die besten Chancen für ihre Bildung einräumen. Unser Land braucht die Talente der Zukunft. Gemeinsam mit den Ländern werden wir dafür auch die notwendigen Kapazitäten an unseren Hochschulen schaffen.

Bildung Plus: Wie sieht die Zukunft der dualen Berufsausbildung in Deutschland aus, auch im Hinblick auf europaweit geltende Standards?

Schavan: Die duale Ausbildung ist zweifellos ein Erfolgsmodell. Damit dies so bleibt, müssen wir es ständig weiter entwickeln. Die europäische Öffnung ist hierfür eine große Chance. Schon jetzt haben wir in vielen Grenzregionen eine übergreifende Ausbildung für junge Menschen. An den Austauschprogrammen der Europäischen Union nehmen jährlich Tausende teil. Wir haben dafür gesorgt, dass diese Leistungen auch national anerkannt werden. Derzeit arbeiten wir an einem so genannten nationalen Qualifikationsrahmen, mit dem wir die europäische Zusammenarbeit noch weiter verbessern können. Dazu gehört auch die Einführung von Leistungspunkten in der beruflichen Bildung. Wir können hier auf eine gute Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern zurück greifen.

Bildung Plus: Anlässlich der Bildungskrise Ende des letzten Jahrzehnts haben Bund und Länder mit dem Forum Bildung einen gesellschaftsübergreifenden Dialog über weitere Reformen angestoßen. Empfehlungen des Forum Bildung sind bei den Ländern in zentrale Schulreformen eingegangen. Tritt mit der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags nun eine Wettbewerbszeit anstelle der Dialogzeit?

Schavan: Nach einer langen Zeit der Debatte sind wir jetzt in eine Phase getreten, in der wir die neuen Konzepte auch umsetzen und anwenden müssen. Hier sind Bund und Länder, aber auch die Kommunen vor Ort gefragt. Wir können die große notwendige Bildungsreform nur gemeinsam meistern. Deswegen brauchen wir den Dialog und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Bildung Plus: In Ihrer Regierungserklärung bekräftigen Sie, das Programm für Ganztagsschulen fortzusetzen. Wie sieht dabei die neue Rolle des Bundes aus?

Schavan: Die Bundesregierung steht zu ihren Zusagen. Das gilt auch für das Ganztagsschulprogramm. Der Bund stellt den Ländern hierfür vier Milliarden Euro zur Verfügung.

Bildung Plus: Bundesweite Modellversuche wie SINUS zur Steigerung der Effizienz des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts werden immer wieder als Beleg angeführt, dass der Bund doch Anstöße für die Bildungsreform der Länder geben kann und soll. Brauchen unsere Kinder und Jugendlichen angesichts der Herausforderungen der Gegenwart nicht mehr einheitliche Verhältnisse?

Schavan: Wir haben in Deutschland bereits gemeinsame Bildungsstandards. Sie müssen in den Schulen umgesetzt werden. Wir brauchen mehr Verantwortung und mehr Freiheit für die Schule. Dort kann es dann auch den notwendigen Wettbewerb um die besten Konzepte für gute Leistungen geben.

Bildung Plus: Welche Prognose haben Sie für das Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler bei PISA in zehn Jahren?

Schavan: Unser Ziel ist ein Platz im oberen Drittel. Derzeit erleben wir die größte Schulreform in der Geschichte der Bundesrepublik. Deswegen bin ich auch zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen können.

Dr. Annette Schavan wurde 1955 geboren, studierte katholischen Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften. Promotion 1980. Sie war von 1980 bis 1995 im Cusanuswerk, im Generalvikariat in Aachen und als Bundesgeschäftsführerin der Frauen-Union der CDU tätig. Von 1995 bis 2005 leitete sie das Kultusministerium in Baden-Württemberg und seit November 2005 ist Frau Schavan Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Autor(in): Ursula Münch
Kontakt zur Redaktion
Datum: 13.03.2006
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