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Bildung + Innovation Das Online-Magazin zum Thema Innovation und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen

Erschienen am 17.05.2004:

Frauen sind an Hochschulen unterrepräsentiert

Mit dem Ansatz des Gender Mainstreaming sollen Frauen gleiche Chancen in Studium und Beruf gewährleistet werden

Gleiche Chancen für Frauen sind noch lange keine Selbstverständlichkeit. Frauen werden immer noch schlechter bezahlt als Männer. Sie müssen mehr leisten, um sich zu beweisen und sie stellen nach wie vor einen nur geringen Anteil an leitenden Positionen und Professuren. Auffallend ist auch, dass nur wenige Frauen den Weg in einen der zukunftsträchtigen Berufe der Ingenieurwissenschaften, der Naturwissenschaften oder der Technik finden. Sie bevorzugen meist "typisch weibliche" Berufsfelder. Die von Männern dominierten Berufe trauen sie sich entweder nicht zu oder sie fühlen sich dort nicht akzeptiert.

Gender Mainstreaming
Neben anderen Politikbereichen bemüht sich auch die Bildungs- und Forschungspolitik um einen Beitrag zur Aufhebung dieser Ungleichheiten. Frauen sollen in der Gesellschaft, in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Forschung nicht länger wie eine Minderheit behandelt werden. Ziel ist deshalb, Chancengleichheit in allen Maßnahmen und Programmen zu etablieren. Dieser Ansatz des Gender Mainstreaming macht im Unterschied zu gezielten Frauenfördermaßnahmen, die dadurch nicht überflüssig werden, Chancengleichheit zur Grundlage der gesamten Politik und zur Aufgabe aller Verantwortlichen. Die Gleichstellung von Frauen und Männern wird auf allen Ebenen der Politik - von der Planung bis zur Durchführung eines Programms - als Selbstverständlichkeit einbezogen.

Hochschulbildung
An den Universitäten und Fachhochschulen selbst werden eine Vielzahl von Maßnahmen, Initiativen, Modellversuchen und Vorschlägen darauf verwendet, Studentinnen für die Fächer Ingenieurwissenschaften und Informatik zu gewinnen. Auch wenn heute fast ebenso viele Frauen wie Männer ein Studium ergreifen, sind Frauen in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen sowie in der Informatik und den neuen technischen und techniknahen IT-Studiengängen deutlich unterrepräsentiert. Dadurch schöpfen sie ihre Berufsmöglichkeiten nur unzureichend aus, zumal es gerade in technischen und techniknahen Bereichen an qualifiziertem Nachwuchs fehlt.

Netzwerke und Schnupperstudiengänge
Mit neuen Studienelementen, neuen Studiengängen, neuen Lehrformen und -inhalten werben Universitäten und Verbände bei jungen Frauen für diese Fächer. Sie bieten ihnen umfangreiche Informationsveranstaltungen und vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten, die ihnen den Einstieg in ein technisches und naturwissenschaftliches Studium erleichtern. An einigen Universitäten gibt es Schnupperstudien, in denen sich Schülerinnen der Jahrgangsstufen 10 bis 13 über die Studiengänge Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau, Chemie, Physik oder Bauingenieurwesen informieren können und auf diese Weise einen Einblick in die Berufsbilder erhalten. Hochschulinitiativen und Mentoring- oder Coachingprojekte wenden sich an Studentinnen, Doktorandinnen und Habilitandinnen in naturwissenschaftlich-technischen Studiengängen, die dadurch schon früh in beruflich relevante Netzwerke eingebunden werden. Viele Hochschulen bemühen sich um frauenbezogene, zum Teil virtuelle Kooperationsprojekte zwischen einzelnen Hochschulen oder zwischen Hochschulen und der Wirtschaft. Und auch frauenspezifische Hochschulangebote, wie zum Beispiel der Internationale Frauenstudiengang Informatik (IFI) in Bremen spielen eine große Rolle bei der Gewinnung und Ausbildung junger Frauen in naturwissenschaftlich-technischen Fächern.

Geförderte Projekte
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Aktivitäten von Wirtschaft und Forschung und vom Bund und den Ländern, die dazu beitragen, Studentinnen für diese Studiengänge zu gewinnen. Projekte wie der Girls` Day, bei dem Schülerinnen einen Tag unverbindlich in einen technischen Beruf schnuppern können, Gender Networking, das Frauen für die Netzwerktechnik qualifiziert oder be.it und Be.ing, in denen Frauen die Berufe der Informatikerin und Ingenieurin nahe gebracht werden, erschließen den Mädchen und jungen Frauen schon früh Kontakte zu technischen und techniknahen Berufen.

Wettbewerb durch Hochschulranking
Einen Anreiz für einen kreativen Wettbewerb um Studienanfängerinnen liefert das Kompetenzzentrum Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie mit "ranking-kompetenzz", einem Hochschulranking, über das Hochschulen, Verbände, Forschungsinstitute und Unternehmen eine erste Rückmeldung über ihre Erfolge bei der Gewinnung von Frauen für ingenieur- und naturwissenschaftliche Diplomstudiengänge in Deutschland erhalten. Es zeigt deutlich auf, dass die Studienanfängerinnenzahlen in vielen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern an den verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen stark differieren. Es gibt Hochschulen, die erfolgreicher in der Gewinnung des weiblichen Nachwuchses sind als andere und durch die Qualität des Studiums zur Steigerung der Absolventinnenzahlen beitragen. Dazu zählen beispielsweise im Fach Biologie die Technische Universität Dresden oder im Bauingenieurwesen die Universitäten Hannover und Wuppertal.

Frauen: geringer Anteil am wissenschaftlichen Personal
Auch im Bereich von akademischen Qualifizierungsstellen und Professuren sind Frauen in allen Disziplinen stark unterrepräsentiert. Während inzwischen fast 50 Prozent der Studienanfänger weiblich sind, sind nur 11,9 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt (Stand 2002). Je nach Hochschule liegt der Frauenanteil zwischen 3 Prozent und 10 Prozent.
Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die als gesellschaftliche Aufgabenzuteilung an Frauen wirksam wird und damit verbundene erschwerte Konkurrenzbedingungen sowie das Fehlen von arbeitsplatz-, hochschul- oder schulnaher Ganztagsbetreuungseinrichtungen für Kinder zeichnen für diesen Zustand mitverantwortlich. Um hier grundlegende Änderungen zu erreichen, sind gezielte Strategien und Maßnahmen notwendig. Die Bundesregierung strebt mittelfristig einen Frauenanteil von 20 Prozent an den Professuren an. Das Fachprogramm "Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre" des Hochschul- und Wissenschaftsprogramms soll die Erreichung dieses Ziels finanziell unterstützen.

Bund-Länder-Vereinbarung: Hochschul- und Wissenschaftsprogramm
Das Programm zur Weiterentwicklung von Hochschule und Wissenschaft wurde 1999 gemeinsam von Bund und Ländern vereinbart und 2003 verlängert. Ziele des Fachprogramms "Chancengleichheit" (eins von sechs Fachprogrammen) sind die Überwindung bestehender struktureller Hemmnisse, die Verstärkung der Anteile von Frauen in allen wissenschaftlichen Qualifikationsstufen und die Erhöhung der Zahl von Frauen in Führungspositionen in der Wissenschaft. Gegenstände der Förderung sind insbesondere Maßnahmen, die zu einer Qualifizierung für eine Professur an Universitäten oder an Fachhochschulen oder zu einer Promotion führen, Maßnahmen der Frauen-/Genderforschung und Maßnahmen zur Steigerung des Anteils von Frauen in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen.

Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung
Begleitet wird das HWP-Fachprogramm "Chancengleichheit für Frauen in Forschung und Lehre" vom Center of Excellence Women and Science (CEWS). Das BMBF fördert das Zentrum mit internationaler Ausrichtung als nationale Koordinierungs-, Informations- und Beratungsstelle. Es trägt gezielt zur Erhöhung des Frauenanteils in den Führungspositionen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen, zur Erhöhung der Effizienz der gleichstellungspolitischen Maßnahmen und zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in allen Wissenschafts- und Forschungsbereichen bei.

Ein langer Weg
Frauen als Fluglotsin, Bauingenieurin oder Physikprofessorin? Das ist am Anfang des 21. Jahrhunderts noch keine Selbstverständlichkeit. Doch die Vielzahl der Maßnahmen, Initiativen und Projekte, mit denen man den Anteil der Frauen in technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen sowie am wissenschaftlichen Personal und in den leitenden Positionen erhöhen will, lässt darauf hoffen, dass es am Ende des 21. Jahrhunderts eine sein wird.

Aber bis dahin gibt es noch viel zu tun.

 

Autor(in): Petra Schraml
Kontakt zur Redaktion
Datum: 17.05.2004
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